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DRK: Keine unlösbaren Probleme, sondern nur Herausforderungen

DRK-Kreisverband bereitet sich auf zivilmilitärische Zusammenarbeit vor – Positive Bilanz – Zahl der Rettungseinsätze erneut gestiegen – Hohe Bauinvestitionen

Der unvermindert tobende Krieg in der Ukraine, die brüchige Waffenruhe im Gaza-Streifen, die immer häufiger diskutierte zivilmilitärische Zusammenarbeit auf der einen, Fachkräftemangel und immer mehr klimawandelbedingte Katastropheneinsätze auf der anderen Seite – die Rahmenbedingungen für das Deutsche Rote Kreuz als lokal, national und international aufgestellte Hilfsorganisation werden immer schwieriger. Die von Präsidium und Geschäftsführung des DRK-Kreisverbandes Hochtaunus am Samstag in der Kronberger Stadthalle bei der Kreisversammlung gezogene Bilanz fiel, was die Entwicklung des Kreisverbandes anbelangt, zwar positiv aus, zeigte zugleich aber auch, dass die an das DRK gestellten Anforderungen weiter steigen. Den etwa 60 Delegierten wurde jedoch der Eindruck vermittelt, dass es beim DRK keine unlösbaren Probleme gibt, sondern nur lösbare Herausforderungen.

Erster Kreisbeigeordneter Thorsten Schorr nannte den DRK-Kreisverband Hochtaunus in seinem Grußwort einen verlässlichen Partner, sowohl im Haupt-, als auch im Ehrenamt. Die Organisation übernehme über den Rettungsdienst hinaus mit seinen vielfältigen Angeboten in der Wohlfahrts- und Sozialarbeit sowie bei den niedrigschwelligen Alltagshilfen wie beispielsweise dem Menüservice und dem Hausnotruf eine immer wichtiger werdende Rolle in der Gesellschaft. Beeindruckt zeigte sich Schorr von der bei großen Einsatzlagen und Katastrophenschutzübungen im vergangenen Jahr vom DRK gezeigten Performance. Es sei sehr beruhigend, zu wissen, dass man sich im Landkreis in jeder Lebenslage auf das DRK verlassen kann. Dem DRK rief Schorr zu, dass es sich auch umgekehrt auf dem Kreis als Partner verlassen könne. Zuschüsse zur Sicherstellung des Katastrophenschutzes bei Baumaßnahmen und Immobilienbeschaffungen in Usingen, Friedrichsdorf und Oberursel seien ein Beleg dafür.

Schutzniveau ohne DRK nicht zu halten
Kronbergs Bürgermeister Christoph König als Gastgeber wünschte dem DRK, das seit vielen Jahrzehnten eine feste gesellschaftliche Größe in der Stadt sei, viel Kraft bei der Erfüllung der immer größer werdenden Aufgaben. „Die Welt und unser Land verändern sich gerade massiv. Wir müssen den nach Ende des Kalten Krieges lange Zeit für überflüssig gehaltenen Zivil- und Katastrophenschutz neu aufbauen. Das DRK ist uns dabei ein verlässlicher Partner, ohne den das erforderliche Schutzniveau kaum zu halten wäre“, sagte König. Wo nötig und möglich unterstütze die Stadt das Rote Kreuz, etwa bei der Schaffung einer neuen Unterkunft im Zuge der Ertüchtigung der Feuerwache in Oberhöchstadt, in der das DRK integriert sein werde, damit das „Tetris-Spielen beim Parken der Fahrzeuge ein Ende finde. Das DRK Kronberg, das im kommenden Jahr sein 125. Jubiläum feiert, brauche angesichts der vielfältigen Aufgaben, denen es sich stelle, unbedingt eine vernünftige Unterkunft, so König.

Bürgervertrauen ins DRK ist stabil
In Vertretung von Landesverbandspräsident Norbert Södler unterstrich Landesverbandsjustiziar Dr. Klaus Heuvels die Bedeutung des Kreisverbandes als Teil der Daseinsvorsorge in der Region. Das DRK mit seinen Ortsvereinen genieße ein sehr hohes Ansehen in der Gesellschaft und das Vertrauen der Menschen in das DRK sei sehr stabil, auch im Hinblick auf die immer fragiler werdende geopolitische Lage. „Wir leben zwar nicht im Krieg, aber auch nicht mehr in einem wirklich sicheren Frieden“, sagte Heuvels und betonte damit die Notwendigkeit der proaktiven Vorbereitung der zivilmilitärischen Zusammenarbeit zwischen Hilfsorganisationen wie dem DRK und der Bundeswehr. Am DRK sei es, sich in diesen Prozess einzubinden, jedoch nur soweit die Grundsätze der Rotkreuzbewegung - Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und Universalität – davon nicht berührt seien. 

Keine Probleme, nur lösbare Herausforderungen
Als organisatorisch herausforderndes Ereignis im zu Ende gehenden Jahr 2025 nannte Kreisgeschäftsführer Heiko Selzer den im März abgeschlossenen Umzug der Kreisverbands mit all seinen Arbeits- und Funktionsbereichen in das neue Verwaltungsgebäude in der Bad Homburger Justus-von-Liebig-Straße 3a. Die kurzen Wege zwischen allen Abteilungen hätten zu einer deutlichen Verbesserung der Zusammenarbeit geführt. Enorme Kräfte habe aber auch die Abarbeitung der bis 30. September registrierten 28405 Einsätze gebündelt, noch einmal 797 mehr als im Vorjahr. 
Der DRK-Kreisverband bildet derzeit jährlich 10 bis 14 junge Menschen zu Notfallsanitätern und 22 weitere zu Rettungssanitätern aus, größtenteils für den Eigenbedarf. Die ergonomisch und medizinisch auf einem einheitlichen Stand stehende Rettungsfahrzeugflotte sei „hessenweit ein Aushängeschild“, so Selzer. 
Im Bereich Soziale Dienste und der ambulanten Pflege sei es gelungen, ein kompetentes Team aus Pflegdienstleitung, Verwaltungskräften, Pflege-, Hauswirtschafts- und Betreuungskräften aufzustellen. Eine neue Software habe geholfen, die Abläufe noch besser zu koordinieren und damit eine Umsatzsteigerung zu erzielen.  Leicht verbessern konnte sich auch der Bereich Hausnotruf/Mobilruf mit jetzt über 2.900 Kunden.  Der Menü-Service kämpfe jedoch nach wie vor mit massiven Preissteigerungen, was die Anpassung der Vertriebskonzepte durch Neukundengewinnung erfordere. Aktuell bedient das DRK 358 Kunden jährlich mit knapp 60.000 Menüs. 
Der Bereich Kinder, Jugend, Familie und Senioren versorgt in dem Hauswirtschafts-, Einkaufs- und Begleitdienst im Durchschnitt 74 Klienten im Monat, eine positive Entwicklung auch hier, so Selzer. Der ehrenamtliche und aktivierende Hausbesuchsdienst betreue 12 Klienten im Monat, unterstützt von zwei, ab 2026 vier Besuchshundeteams. Für das Altenwohn- und Pflegeheim Kaiserin-Friedrich-Haus in Kronberg konnte Selzer stabile Umsätze und Vollbelegung bei 99,46 Prozent melden, bei der Tagespflege sind es durchschnittlich 84 Prozent.
Das Rückgrat des DRK sind seine Mitglieder. Durch zwei professionelle Werbeaktionen konnten 2025 in Bad Homburg, Glashütten, Königstein, Kronberg, Schmitten, Steinbach und Weilrod über 700 Neumitglieder gewonnen werden. Auch 2026 soll es wieder Mitgliederwerbungen geben.

Helfergewinnung für Bündnisfall schwierig
Kreisbereitschaftsleiter Mark Henning betonte in seinem Bericht zahlreiche Einsätze auch in unwegsamem Gelände was zeigt, dass die Ersatzbeschaffung für die aus Altersgründen ausgemusterten Allradfahrzeuge ATV und UTV eine wichtige und richtige Entscheidung des Präsidiums war. Im Zusammenhang damit stand auch die Anschaffung einer „Drohne“. Dafür wurde eine Einheit „Führungs- Aufklärungs- und Unterstützungs-Staffel“ (FauSt) gegründet. 

Helfergewinnung priorisieren
Ein eher düsteres Bild der derzeitigen, aber auch der künftigen Lage zeichnete der für den Katastrophenschutz zuständige Rotkreuzbeauftragte Uwe Riehl. Keiner der Betreuungs-Kombis des Bundes sei mehr einsatzklar und bei den Betreuungs-Lkw des Bundes drohe ebenfalls wegen Unwirtschaftlichkeit die Stilllegung. Die Ausbildung von Führungskräften stoße an die Grenzen der Demografie. Im Hinblick auf die Vorbereitungen der zivil-militärischen Zusammenarbeit im Bündnisfall sagte Riehl, dass das DRK wenn es tatsächlich ernst werden sollte, auf eine gravierende personelle Unterdeckung zusteuere. „Hier gilt es, geschlossen als Kreisverband das Thema Helfergewinnung noch mehr zu priorisieren“, so Riehl.

DRK-Kreisverband auch ein „Bauverein“
Baubeauftragter Axel Bangert zeigte sich erfreut, dass nach 20-jähriger Strandortsuche endlich mit dem Bau einer neuen Rettungswache in Oberursel, zu der auch die neue Unterkunft für den Oberurseler Ortsverein gehört, begonnen werden konnte. Die Einweihung Komplexes im „Hammergarten“ ist für Frühjahr 2026 geplant. Für das DRK sei bei der Standortwahl ausschlaggebend gewesen, dass innerhalb der gesetzlichen Hilfeleistungsfrist von zehn Minuten der Ortsausgang Steinbach in Richtung Eschborn, der Sodener Stock im Süden Kronbergs und der Norden Oberursels erreichbar sind. Test-Fahrten zu unterschiedlichen Tageszeiten hätten dies bestätigt.
Nahezu vollendet ist auch der Bau der neuen Unterkunft den Ortsverein Friedrichsdorf im Gewerbegebiet Köppern gegenüber der neuen DRK-Rettungswache. Entstanden ist dort in Massivbauweise ein Sozialtrakt mit 325 Quadratmetern Nutzfläche sowie eine Fahrzeughalle in Stahl-Skelett-Bauweise mit 360 Quadratmeter. Fertigstellung der wesentlichen Gebäudeteile soll hier noch Ende 2025 sein. Finanzielle Unterstützung erhält der Ortsverein Friedrichsdorf von der Stadt Friedrichsdorf und dem Hochtaunuskreis im Rahmen des Katastrophenschutzes.
Beim Bau der neuen Rettungswache in Neu-Anspach hat sich die Planungsphase wegen der notwendigen Aufstellung eines vorhabenbezogenen Bebauungsplans mit vielen Forderungen und Bedenken im Rahmen der Offenlegung als eher schwierig erwiesen. Dieser Prozess sei aber jetzt abgeschlossen worden, die Baugenehmigung liege vor, die Gewerke seien bereits ausgeschrieben, sodass die Erdarbeiten kurzfristig beginnen könnten, „vielleicht sogar noch vor Weihnachten“, sagte Bangert, der darauf hofft, dass das Gebäude schon Ende 2026 in Betrieb gehen kann, „nach Friedrichsdorf und Oberursel wäre das dann die dritte  Einweihungsfeier in einem Jahr…“.

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