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Wie süß: Im Café Vicky ging es ordentlich rund

Senioren und Kita-Kinder trafen sich im Kaiserin-Friedrich-Haus mit Imker Mattias Maurer zum Honigschleudern
Honig ist eins der ältesten und gesündesten, aber auch nachhaltigsten Lebensmittel überhaupt. Bei entsprechender Lage-rung ist er nämlich noch nach 2000 Jahren genießbar. Nur wie wird Honig überhaupt hergestellt? Im Kaiserin-Friedrich-Haus, dem Alten- und Pflegeheim des DRK-Kreisverbandes Hochtaunus, wurde diese Geschichte jetzt einmal mehr sehr anschaulich erzählt, auch kindgerecht, denn im Publikum saßen nicht nur die KFH-Senioren, sondern auch die Kinder der benachbarten Kita „Victoria“ – eine besondere, auch besonders leckere Form des „Generationenvertrags“, denn am Ende wurde natürlich eifrig genascht….

Die Kleinen nach vorne, die großen nach hinten – es war ein wenig wie im Kino, nur dass der Film kein Film war, sondern Realität, die am Ende buchstäblich auf der Zunge zerging. Lernen zum Anfassen. Einmal mehr hatten sich im „Café Vicky“, dem großen Aufenthaltsraum des DRK-Alten- und Pflegeheims Kaiserin-Friedrich-Haus, Kinder aus der benachbarten, ebenfalls vom DRK-Kreisverband Hochtaunus betriebenen Kindertagesstätte „Victoria“ mit den Senioren aus dem KFH getroffen, um gemeinsam generationsübergreifend zu erleben, wie eins der gesündesten Lebensmittel überhaupt hergestellt wird: Honig. Das geschah übrigens nicht zum ersten Mal, denn der Vogelsberger Hobbyimker Matthias Maurer, sonst Mitarbeiter des den Garten des KFH pflegenden Gartenbaubetriebs Keil, kommt praktisch jährlich ins KFH, um seine „süße“ Geschichte vor immer neuem Publikum zu erzählen und dabei auch noch Wissenswertes zu transportieren. Wer es noch nicht wusste, weiß es eben jetzt: Bienen sind friedliebende, soziale, hochkomplexe und bienenfleißige Individuen, jedenfalls solange man sie nicht ärgert oder in Panik versetzt. Im Publikum finden sich immer wieder Senioren, die früher selbst Honig hergestellt haben oder von Nachbarn berichten können, die ein paar Bienenvölker hatten. Für die Kinder indes, die Honig natürlich kennen und seiner Süße wegen auch mögen, war „Maurers Lehrstunde“ jedoch neu, interessant und auch faszinierend. Was da so alles in einem Bienenstock passiert, sorgte für viele staunende Blicke bei den Kleinen und wissendes Kopfnicken bei der Großen.
Kurz gesagt, entsteht Honig nämlich so: Die Biene sammelt nicht, wie es immer heißt, Honig, sie sammelt Nektar und macht diesen dann zu Honig. Mit ihrem Rüssel saugt sie den Nektar aus den Blütenkelchen. Dabei bestäuben sie die Blüten, indem sie beim Sammeln von Nektar und Pollen den Blütenstaub von einer Blüte zur anderen tragen. Die Biene speichert den aufgesaugten Nektar vorübergehend in ihrem Honigmagen. Auf dem Rückflug zum Bienenstock wird der Nektar von Enzymen im Honigmagen verändert und teilweise verdaut. Im Bienenstock angekommen, übergibt die Sammelbiene den Nektar durch Herauswürgen an eine Stockbiene, die ihn wieder aufnimmt und weiterverarbeitet und eigene Enzyme hinzufügt. Dabei wird Wasser aus dem Nektar verdunstet, was den Zuckergehalt erhöht und den Honig später nahezu unbegrenzt haltbar macht. Anschließend wird der verarbeitete Nektar in eine Wabe abgegeben, wo er durch die Wärme und Luftzirkulation des Bienenvolks weiter eindickt. Sobald der Honig reif ist, verschließen die Bienen die Zellen mit einer dünnen Wachsschicht, um ihn zu schützen. Dieser reifende Honig wird dann von Imkern geerntet. Bei trockener, warmer und dunkler Lagerung ist Honig, so berichtete Imker Maurer seinem staunenden Publikum, locker 2000 Jahre halt- und sogar genießbar. 
Die Honigschleuderung ist ein wichtiger Schritt in der Honiggewinnung. Dabei wird der reifende Honig aus den von den Bienen selbst konstruierten, Waben extrahiert, die allein schon ein kleines Wunder der Evolution sind. Die Kammern sind exakt sechseckig. Wären sie rund, würden wesentlich weniger von ihnen in den Holzrahmen passen. Die Rahmen werden in eine spezielle Maschine, die Honigschleuder, gelegt, die sie durch schnelles Drehen zum Rotieren bringt. Früher geschah das mittels Handkurbeln, bei Hobbyimkern ist das aber noch heute gang und gäbe. Wer es bequemer liebt, überlässt das Schleudern einem Elektromotor. Matthias Maurer legt aber gerne noch selbst Hand an und verwendet eine schon sehr alte, aber noch prima funktionierende Honigschleuder mit Handkurbel. Die Fliehkraft bewirkt, dass der Honig aus den Zellen gegen die Wand der Schleudertonne fliegt und sich dort sammelt, bevor er nach unten fließt, abgelassen, gesiebt und abgefüllt wird. Oder gleich löffelweise vernascht wird, wie jetzt im Kaiserin-Friedrich-Haus.
Ganz so schnell ging es natürlich nicht, denn zunächst musste Maurer das die Waben verschließende, von den Bienen selbst hergestellte Wachs mit einem Spezialwerkzeug entfernen, erst dann konnten die Rahmen in die Schleuder eingehängt und in Drehung versetzt werden. Bei dieser Gelegenheit lernten die Kinder auch gleich, dass bei der Honigherstellung nichts weggeworfen wird. Das abgeschabte Wachs findet nämlich Verwendung bei der Herstellung von Kerzen und Parfümprodukten, auch eine Form der Nachhaltigkeit. Auch alter Honig muss nicht entsorgt werden. Bei trockener, warmer und dunkler Lagerung ist er nämlich, so berichtete Imker Maurer seinem staunenden Publikum, locker 2000 Jahre halt- und sogar genießbar. 
Die Einladung an die Kinder, auch einmal eigenhändig zu kurbeln, musste er nicht zweimal aussprechen, denn in Sekundenschnelle waren alle Finger nach oben gereckt. Nach und nach kam jeder einmal an die Reihe. Die Senioren ließen es geschehen, sie griffen lieber beim Austeilen der Probierlöffelchen tüchtig zu. Am Ende war es an einem Zweikäsehoch, den kleinen Hebel ganz unten an der Schleuder von links nach rechts zu drehen, woraufhin der frische Honig in ein bereitgehaltenes Behältnis rann. Erst war es ein Honigglas, dann ein Glas Honig und schließlich wieder ein Honigglas – nichts mehr drin, alles leergenascht…

Bildtexte:
Kein Fachkräftemangel beim Honigschleudern: Die Kinder der Kita „Victoria“ ließen sich von Imker Matthias Maurer nicht zweimal bitten, ihm ein wenig zur Hand zu gehen: Foto: DRK-Pressestelle

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