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DRK-Kleiderkammer schließt nach 30 Jahren

Gebäude in der Promenade wird zum Jahresende geräumt – Nachfolgeräume gesucht.
Die Kleiderkammer, nach dem Umzug des DRK-Kreisverbandes Hochtaunus in den Industriepark Löw, letzte Bastion der Hilfsorganisation in der Kaiser-Friedrich-Promenade, schließt nun auch, letzter Öffnungstag ist Freitag, 19. Dezember. Damit geht eine 30 Jahre währende Ära zu Ende, vorerst jedenfalls, denn das DRK möchte seine Kleiderkammer gerne an anderer Stelle in der Stadt weiterführen, wenn sich passende Räumlichkeiten finden. Nach denen wird jetzt gesucht.

Bereits vor gut einem Jahr hat der DRK-Kreisverband Hochtaunus seine neue Zentrale im „Industriepark Löw“ an der Justus-von-Liebig-Straße bezogen und dort alle Geschäftsbereiche unter einem Dach konzentriert. Die bis dato genutzten Räumlichkeiten in der Kaiser-Friedrich-Promenade waren deshalb sukzessive aufgegeben und geräumt worden. Bis zuletzt die Stellung gehalten hat die Kleiderkammer, doch auch die muss jetzt geräumt werden, damit der Komplex vereinbarungsgemäß an die Stadt Bad Homburg zurückgegeben werden kann. Letzter Öffnungstag ist am Freitag, 19. Dezember. Bis dahin ist die Kleiderkammer montags, mittwochs und freitags wie gewohnt von 10 bis 11.30 Uhr für Jedermann geöffnet. Ein Nachweis der Bedürftigkeit wird in den Kleiderläden des DRK, die es auch in Königstein und Usingen gibt, nicht verlangt. Sie sind ein Ort für alle. „Es tut uns sehr leid, dieses Angebot zunächst aufgeben zu müssen“, sagt Matthias Stange, Leiter Zentrale Dienste beim DRK-Kreisverband. „Zunächst“ meint, dass das DRK bemüht ist, die Kleiderkammer an anderer Stelle in Bad Homburg neu zu eröffnen. „Dafür brauchen wir eine Fläche von etwa 50 Quadratmeter, möglichst im Innenstadtbereich von Bad Homburg, möglichst barrierefrei zu erreichen, wer sich vorstellen kann, uns eine solche Fläche zu diesem Zweck zu vermieten, bitte bei uns unter der Telefonnummer 06172-1295-102 melden“, definiert Stange die Suche. 
Rund 30 Jahre lang war die aus dem Ehrenamt heraus betriebene Kleiderkammer eine Fundgrube für kostenbewusste Menschen und Schnäppchenjäger, für echte Individualisten in Sachen Mode. Die Kleiderkammer, und das war dem DRK-Kreisverband immer besonders wichtig, war stets auch Anlaufstelle für Menschen, die sich keine neue Kleidung leisten können. „Wir standen aber auch immer, wenn es sein musste, 24/7, mit Polizei und Feuerwehr in Kontakt und konnten in Fällen, bei denen Menschen durch Feuer oder andere Katastrophen ihr Hab und Gut verloren haben, erstmal mit Kleidung aushelfen“, erzählt Stange.  
Traurig, dass nun Schluss sein muss, ist auch Evgenij Kroter. Er leitet die Kleiderkammer seit fast 25 Jahren. 1999 war er als Russlanddeutscher aus Sibirien gekommen und brauchte anfangs Hilfe beim Ankommen. 2001 übernahm er die Leitung der Kleiderkammer. Von nun an konnte er anderen, die Hilfe brauchen, etwas zurückgeben, was ihm stets sehr viel Freude bereitet hat. Viele, die in der Kleiderkammer nach gutgebrauchter Kleidung stöbern, seien Stammkunden, sagt Evgenij Kroter. Da sei dann auch im geschützten Raum miteinander gesprochen worden, was für viele, vor allem Ältere, willkommene Kontakte bedeutet habe. Insofern hatte die Kleiderkammer über ihren Versorgungsauftrag hinaus auch eine soziale, gesellschaftliche Aufgabe zu erfüllen. „Deshalb möchten wir sie ja auch an anderer Stelle sehr gerne weiterführen“, sagt Matthias Stange, der noch zwei weitere Benefits in dieser Einrichtung sieht: „Weil die Kleidung, gerade auch weil sie aus einer sehr wohlhabenden Stadt wie Bad Homburg gespendet wurde, von sehr hoher Qualität war, so gesehen ein zweites Leben geschenkt bekommen hat, war der Betrieb der Kleiderkammer auch ein Beitrag zur Nachhaltigkeit. Auch wenn die Preise zwischen einem und vier Euro sehr niedrig waren, konnten wir vom Kreisverband mit den Erlösen auch das DRK-Ehrenamt in seiner Arbeit ein Stück weit unterstützen.“

Bildtext:
Evgenij Kroter bedauert, dass „seine“ Kleiderkammer nach fast 25 Jahren, in denen er sie für Bedürftige, aber auch der Nachhaltigkeit verpflichtete Schnäppchenjäger dreimal in der Woche aufgesperrt hat, geschlossen werden muss. Vielleicht, so hofft er, findet sich ja auch ein neues Quartier, wo dieser wichtige Service fortgeführt werden kann. Foto: DRK-P

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