Weihnachten kann man lernen: In der Gemeinschaftsunterkunft des DRK Kreisverbandes Hochtaunus in der Karl-Herrmann-Flach-Straße sind jetzt 71 Kinder aus verschiedensten Ländern zu einer gemeinsamen, Grenzen überwindenden Weihnachtsfeier zusammengekommen – ein Stück gelebter Integration in einer immer mehr aus den Fugen geratenden Welt.
In den vom Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes betriebenen Gemeinschaftsunterkünften für Geflüchtete in Oberursel leben derzeit rund 360 Menschen, viele aus der Ukraine und aus Somalia, aber auch aus Eritrea, Syrien, Afghanistan, dem Iran sowie der Türkei. Es sind meist junge Familien mit Kindern, „zurzeit haben wir hier 71 Kinder und Jugendliche im Alter von 0 bis 16 Jahren“, sagt Julia Amann, beim DRK-Kreisverband Koordinatorin der Flüchtlingshilfe in allen acht vom DRK betriebenen Gemeinschaftsunterkünften. Eingeladen waren auch Kinder aus der Dependance Obere Zeil. Für diese 71 Kinder hat der DRK-Kreisverband in enger Kooperation mit Osama El Moudden, dem Leiter der Einrichtung, seinen Mitarbeitenden und freiwilligen Unterstützenden sowie der in Oberursel ansässigen Kirchengemeinde „International Christian Fellowship“ jetzt schon zum dritten Mal eine große Weihnachtsfeier ausgerichtet, wohlwissend, dass viele Kinder Weihnachten überhaupt erst lernen müssen, weil es das Fest in ihrer Kultur und ihrer Religion in dieser Form nicht gibt. „Gerade das macht aber den Reiz und auch den Wert einer solchen Weihnachtsfeier aus, dann sorgt das auch dafür, dass das gegenseitige Verständnis für die Kulturen anderer Nationen wächst“, sagt El Moudden.
Eine besonders schöne „Bescherung“ für Osama El Moudden und Julia Amann war die Art und Weise, in der sich die „International Christian Fellowship“ wieder mit sehr viel Liebe und Ideen in die Organisation der Weihnachtsfeier eingebracht hat. Kerstin Swart, Mitglied der amerikanischen Kirchengemeinde, erzählt: „Unsere Mitgliedsfamilien haben für die 71 Buben und Mädchen jeweils ein Päckchen mit altersgerechten Spielsachen gepackt. Mehr noch, wir haben auch für sie Plätzchen gebacken, für jedes Kind drei. Sie müssen sie nur noch mit Zuckerguss und bunten Streuseln dekorieren.“ Dazu gab es einen Raum, in dem die Kinder sich unter Anleitung an einem großen Tisch als Weihnachtsgebäckdesigner betätigen konnten. Allerdings haben die meisten dieser leckeren kleinen Kunstwerke das nicht lange überlebt… Im Raum nebenan gab es farbenfrohe Glitzer-Tattoos mit Motiven nach Wahl auf Unterarme oder Wangen: Delfine, Sterne, Fledermäuse, Flugzeuge, Katzen, Clowns, Löwen – da war die Qual der Wahl schon groß. Im Zimmer nebenan wurde geschminkt. Später kam, ebenfalls organisiert von Kerstin Swart und ihren Helfern, eine kleine Instrumental- und Gesangsgruppe, die, kaum verwunderlich, Weihnachtslieder zur Aufführung brachten. Und ein wenig klappte es auch mit dem Mitsingen, denn „Stille Nacht“ gibt es in 320 Sprachen und Dialekten dieser Welt. Die drei Stunden vergingen wie im Fluge und als es um 18 Uhr dem Ende zuging, war das viel zu früh und der von den Mitarbeitenden der Gemeinschaftsunterkunft festlich geschmückte Weihnachtsbaum viel zu schön…
In erster Linie hatten die Kinder ihren Spaß an dieser etwas anderen Weihnachtsfeier, aber auch die Eltern, die zur Verstärkung mitgekommen waren, nutzten die Zeit, sich bei einer Tasse Tee oder einem Glas alkoholfreiem Punsch auszutauschen.
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Mit strahlenden Augen überreichen Kerstin Swart und Julia Amann die liebevoll gespendeten Weihnachtsgeschenke an die Kinder der Gemeinschaftsunterkunft – ein Moment der Herzenswärme, der zeigt, wie viel Freude gemeinschaftliches Engagement schenken kann.
