Die Fiaccolata (italienisch für Lichterprozession oder auch Mahnwache) ist eine seit 1992 jährlich stattfindende Gedenkfeier in und um den 30 Kilometer vom Südufer des Gardasees entfernt liegenden Ort Solferino in der Lombardei, die das „Croce Rossa Italiana“ (CRI), das italienische Rote Kreuz, in Erinnerung an die fürchterliche „Schlacht von Solferino“ alljährlich veranstaltet. Es war die Entscheidungsschlacht im Sardinischen Krieg zwischen dem Kaiserreich Österreich und dem Königreich Sardinien mit dessen Verbündetem Frankreich unter Napoleon III. Sie endete am 24. Juni 1859 mit der Niederlage der Österreicher und dem Tod von 50000 Soldaten an nur einem Tag. Die grausame Schlacht war Anlass für den schweizerischen Geschäftsmann Henry Dunant, den Grundstein für die internationale Rotkreuz- und Rothalbmondbewegung zu legen, indem er sich aufopfernd um die Verwundeten und Sterbenden kümmerte. Mit der Fiaccolata wird alljährlich am Samstag vor oder nach dem 24. Juni die etwa 9 Kilometer lange Straße von Solferino nach Castiglione delle Stiviere im Schein vieler Tausend Fackeln abgelaufen. In diesem Jahr hat es fast gepasst, der vierstündige Marsch fiel auf den 21. Juni. Die Strecke soll den Weg nachzeichnen, den freiwillige Helferinnen aus Castiglione damals unter Leitung von Henry Dunant genommen haben, um Verletzte, unabhängig davon, auf welcher Seite sie gekämpft hatten, vom Schlachtfeld zu ihrem Ort zu bringen und sie dort zu versorgen, viele von ihnen bis zu ihrem Tod. Dunant wurde für seine Initiative, die zur Basis der Genfer Konvention und 1901 mit dem ersten Friedensnobelpreis ausgezeichnet wurde, werden. In diesem Jahr haben etwa 9000 Rotkreuz-Helfer aus 60 nationalen Gesellschaften des internationalen Roten Kreuzes, des Roten Halbmondes und des Roten Kristalls bei tropischer Hitze und Temperaturen um 30 Grad teilgenommen, darunter auch eine 17-köpfige Delegation des DRK-Kreisverbandes Hochtaunus unter Leitung von Mark Henning, Kreisbereitschaftsleiter und Ehrenamtsbeauftragter des Kreisverbandes „Wir sind am Samstag bei 33 Grad losgelaufen, 25 Minuten vor dem Ziel fing es an, zu regnen und die Temperatur sackte auf 20 Grad ab, was der Sache insgesamt aber keinen Abbruch getan, sondern nur eine angenehme Abkühlung gebracht hat“, berichtet Henning nach der Rückkehr.
Abfahrt in Oberursel war am Himmelfahrtstag bereits um 4 Uhr, sodass sich die Gruppe nach der Zimmerverteilung erst einmal in den Hotelpool stürzen konnte. Vor der „Fiaccolata“ am Samstagabend war dann Zeit zum Besuch des Rotkreuz-Museums in Solferino, um sich so einen Überblick über die Geschehnisse des Juni 1859 zu verschaffen, für die, die beim letzten Mal schon einmal dort waren, aber auch für eine Fahrt zum Gardasee und nach Verona. Der Geist der sieben Grundsätze der Rotkreuzbewegung - Menschlichkeit, Unparteilichkeit, Neutralität, Unabhängigkeit, Freiwilligkeit, Einheit und Universalität – war allgegenwärtig. Vor allem lebte er in der riesigen, multikulturellen Auftaktveranstaltung auf dem Marktplatz von Solferino zu Beginn der vierstündigen „Fiaccolata“ mit Ansprachen, Musik und Tanz. Viele der internationalen Teilnehmer tauschten ihre Polohemden und Mützen, sodass am Ende kaum noch auszumachen war, aus welchem Land sie kamen – Schulterschluss über Grenzen hinweg.
Den Teilnehmern aus dem Hochtaunuskreis war dieses unvergessliche Erlebnis zwei zermürbende Busreisen allemal wert. Noch im Nachhinein sorgte es bei vielen für gribbelnde Gänsehaut. Die Begeisterung für die Internationalität der Begegnung und die Herzlichkeit der Begegnungen war im wahrsten Sinne grenzenlos. Die Idee, einmal an die Wiege des Roten Kreuzes stehen zu wollen und damit die DNA des Roten Kreuzes zu entschlüsseln, war 2022 bei einem Fackellauf quer durch Europa mit Ziel Solferino geboren worden. Dabei war die Fackel von DRK-Mitgliedern auch durch den Hochtaunuskreis getragen worden. 2023 war der Kreisverband dann erstmals nach Solferino aufgebrochen.